Der 9. November. Ein grau-grieseliger Tag. Eine lange Fahrt steht den Tampentrekkern bevor. Für einen Auftritt um 20.00 Uhr im Hotel Nord in Braunschweig. Mittags startet der Bus in Wilhelmsburg. In Braunschweig nimmt er die Autobahnabfahrt direkt ins Gewerbegebiet, wo das Hotel liegt. Wirkt nicht gerade einladend. Bühnenaufbau. Stundenlanges Warten. Würden die ca. 100 Gäste nach dem Essen noch aufnahmefähig und mitmachbereit sein?
Was wird das wohl für ein Abend werden?
Um es vorwegzunehmen: Es wurde von der ersten Minute an eine super Sause. Von dem üblichen Eingangslied „Alle Freunde an Bord“ bis zum Schlusslied „Nordwind“, nach dem die Tampentrekker im Gänsemarsch singend mit einem „OhoOhoOooh!“ durch die begeisterten Zuschauerreihen in ihre wohlverdiente Pause zogen.
Wohlverdient, weil Sänger und Band, angetrieben von Tim Hußmann, alles gegeben hatten – von Hamburger und internationalen Klassikern wie „Das Herz von St. Pauli“ oder „Hamburger Veermaster“ über „Mary Ann“ und „Whiskey in the Jar“ bis zu ruhigeren Titeln wie „Sailing“ und „Übers Meer“. Jeder Titel in den 50 Minuten traf die Herzen der Zuschauer, die nicht nur bei „Einmal noch nach Bombay“ und „My Bonnie is over the Ocean“ große Mitsing-Qualitäten aufwiesen, die sie später besonders bei der zweiten und dritten Zugabe („Aloha He“ und „Drunken Sailor“) noch zu steigern wussten.
Zum zweiten Teil zogen die Hamburger Shantysänger mit „OhoOhoOooh“ auf den Lippen, unterstützt vom großartigen Braunschweiger Publikum, durch den Saal auf die Bühne. Wieder wechselten Radohits wie „Wellerman“ und „Santiano“ mit Liedern von der Waterkant wie „De Jung mit’n Tüdelband“ und ruhigeren Stücken wie „Time to leave her“, welches eigentlich, passend zum Text, als Abschlusssong geplant war.
Aber das „aufgepeitsche“ Braunschweiger Publikum ließ die Hamburger Shantysänger mit Standing Ovations nicht von der Bühne. Beim Abmarsch sangen sich die Sänger mit einer Schleife von „What shall we do with the drunken sailor?“ durch das klatschende und johlende Publikum dem Ausgang zu. Beim Abschied vor dem Saal heimsten die Tampentrekker dann „Säcke voller Lob“ ein. Zufrieden und müde traten sie die zweistündige Heimfahrt an. Im Bus war es entsprechend still.
Hartmut Großmann